Trotz Rekordzahlen unterschiedliche Jobchancen
Der deutsche Arbeitsmarkt ist trotz der konjunkturellen Abkühlung bisher robust. Die Zahl der Erwerbstätigen hat mit 45,7 Millionen einen Höchststand erreicht. Gleichzeitig befindet sich die Arbeitslosenquote mit 5,7 Prozent nahe ihrem Rekordtief.
Doch die Aussichten für 2024 sind laut Bundesarbeitsagentur geteilt: Während Arbeitnehmer mit einer hohen Qualifikation sich weiterhin ihren Job aussuchen können, stehen Langzeitarbeitslose dagegen vor längeren Zeiten ohne Beschäftigung.
Prognose zur Arbeitslosigkeit
Das Risiko, arbeitslos zu werden, ist aktuell noch sehr niedrig. Laut einem Prognosemodell des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) sollen sich im Jahr 2024 die Jobchancen für Arbeitslose verschlechtern. Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist im Jahr 2023 auf 906.000 gestiegen.
Das IAB erwartet für das Jahr 2024 einen Anstieg der Arbeitslosenzahl um 60.000 Personen. Das Handelsblatt Research Institute (HRI) geht sogar von einem Anstieg um 210.000 Personen aus.
Laut Experten ist der Hauptgrund für die ungünstige Prognose, dass Arbeitslose mit fehlenden Qualifikationen überwiegend Helfertätigkeiten suchen, freie Jobs aber nur in bestimmten Bereichen verfügbar sind.
Prognose zum Fachkräftemangel
Der Fachkräftemangel wird ein Thema bleiben. Zwar ist der Arbeitskräfteknappheitsindex, den das IAB erhebt, seit dem Sommer zurückgegangen. Doch er liegt immer noch über dem Durchschnitt des Vor-Corona-Jahres 2019. Laut BA-Chefin Nahles gilt mittlerweile jeder sechste Beruf als Engpassberuf.
Trendwende im Arbeitsmarktbarometer
Der Anstieg des IAB-Arbeitsmarktbarometers ist ein positives Signal für den deutschen Arbeitsmarkt. Er deutet darauf hin, dass sich die konjunkturelle Abkühlung im letzten Quartal des Jahres 2023 abgeschwächt hat. Dies könnte auf eine Erholung der Wirtschaft in den ersten Monaten des Jahres 2024 hindeuten.
Der Anstieg des European Labour Market Barometers ist ebenfalls ein positives Signal. Er zeigt, dass sich der Arbeitsmarkt in der Eurozone insgesamt stabilisiert hat. Dies ist vor allem auf die anhaltende wirtschaftliche Erholung in den meisten Euro-Ländern zurückzuführen.
Die Aussichten für den deutschen Arbeitsmarkt sind im Jahr 2024 zweigeteilt. Qualifizierte Arbeitnehmer können sich weiterhin ihren Job aussuchen, Langzeitarbeitslose stehen dagegen vor längeren Zeiten ohne Beschäftigung. Auch der Fachkräftemangel kann sich weiter verschärfen, was zu einer höheren Inflation und zu einem wachsenden Lohndruck führen könnte.
Quellen:
Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, 29.12.2023, Ausblick nach Talfahrt für 2024 wieder verbessert Handelsblatt, 03.01.2024, 2024 droht ein zweigeteilter Arbeitsmarkt